Seit Jahrzehnten wird über die Erneuerung des Bahnsteigzugangs im Bahnhof Friedberg (Hessen) diskutiert. Tempo erhielt dies zunächst Ende der 2010er Jahre, als die Erneuerung von 4 der 5 Bahnsteige anstand. Damals stellte man fest, dass der Untergrund der bestehenden Unterführung instabil ist und daher nicht im erforderlichen Maß saniert werden kann. Daraufhin wurden zunächst die Bahnsteige grundhaft erneuert und die Maßnahme „Unterführung“ geschoben. Seit Beginn der Diskussion um die Unterführung wird kommunal auch über den „Durchstich“ unter der gesamten Bahnanlage diskutiert, um das Stadtzentrum der Kreisstadt im Westen mit dem Stadtteil Fauerbach im Osten für Radfahrer und Fußgänger zu verbinden. Dieser Durchstich kann nach aktueller Rechtslage nur unter kommunaler Beteiligung gebaut werden. Nun stand das Thema der Finanzierungsvereinbarung mit der Deutschen Bahn zum Unterführungs-Durchstich auf der Tagesordnung der Stadtverordnetenversammlung Friedberg. Keine 2 Wochen vorher teilte die Deutsche Bahn mit, dass die Kosten nach neuen Berechnungsunterlagen deutlich teurer wird, nun auf 165 Mio. Euro steigen, der Anteil der Kommune von 20 Mio. auf 45 Mio. Euro. Die Deutsche Bahn bürdete der Stadt Friedberg auf, sich bis zum 30.09.2025 entscheiden zu müssen. Konkret geht es um eine Umsetzung des Projekts in den 2030er Jahren. Eine rund eineinhalbstündige Redeschlacht ergab sich am Abend des 11.09. und brachte das Abstimmungsergebnis von 21 Ja-Stimmen (SPD, Grüne, Linke) zu 22 Nein-Stimmen (CDU, FDP, UWG). Damit ist die kommunale Mitfinanzierung abgelehnt und die Bahn wird nur ein Standardbauwerk ohne Durchstich bauen. Die Gliederungen des Fahrgastverbandes PRO BAHN in Hessen sind nur noch entsetzt ob dieses Verlaufs. Einerseits haben die Ablehnenden des Projekts der Tragweite ihrer negativen Entscheidung für die nächsten Jahrzehnte, vielleicht hundert Jahre nicht wirklich erkannt. Andererseits ist es respektlos, verantwortungslos und im völligen Gegensatz einer gemeinwohlorientierten öffentlichen Verantwortung seitens der Deutschen Bahn, wenn man vorsätzlich nur wenige Tage vor einer Parlamentssitzung explodierende Zahlen ohne ausreichende Begründung und mit solch einer minimalsten Fristsetzung ehrenamtliche Mandatsträgerinnen und Mandatsträger unter Druck setzt.
Die PRO BAHN-Gliederungen werden in ihren anstehenden Sitzungen das Thema umfassend beraten und weitergehend Stellung nehmen.