Zum Fahrplanwechsel 2022 wollte der RMV Vorreiter spielen und rühmte sich selbst mit dem Superlativ, die größte Wasserstofflotte der Welt mit einem Anschaffungswert von 500 (!) Millionen Euro an den „Start“ bringen zu wollen. Eine nach Expertenmeinung sehr gewagte Headline, wenn man die von Jahr zu Jahr chaotischeren Betreiberwechsel des Verbundes vor Augen hat. Dies aber auch im Anbetracht der Tatsache, dass bereits im Frühsommer 2022 definitiv fest stand, dass bis Dezember 2022 wegen Problemen bei den Zuliefern als Folge von Corona und des Ukrainekrieges maximal neun Einheiten des iLint54 ausgeliefert werden können.
Dass es bei einem Betreiberwechsel gelegentlich zu Problemen kommen kann, war aus der Erfahrung der letzten Jahre hinlänglich bekannt. Dass es aber so knüppeldick kommen würde, haben selbst die „berufsmäßigen Schwarz-seher“ nicht für möglich gehalten. Von den ursprünglich von Alstom zugesagten 27 H2-Triebwagen waren für die Taunus-bahn zu Betriebsstart am 11. Dezember 2022 nur sechs ausgeliefert und davon nur zwei einsatzfähig. Die Zahl der Zugausfälle bewegte sich in dem Zeitraum bis Silvester zwischen unglaublichen 80% und 100%! Es wurde überhastet ein Ersatzverkehr mit Dieseltriebwa-gen und als Rückfallebene ein Schienenersatzverkehr mit Reisebussen eingerichtet. Aber beides klappte zumindest bis Weihnachten so gut wie gar nicht und die Information der Fahrgäste muss als katastrophal bezeichnet werden. Die Pendler waren so gezwungen, auf ihr Auto zurückzugreifen, wenn sie verlässlich ihren Arbeitsplatz und abends wieder ihr Zuhause erreichen wollten. Hier hat sich wieder einmal eine alte Weisheit bewahrheitet, dass man als Pendler des RMV den ÖPNV nur dann nutzen kann, wenn man bei den sich immer mehr häufenden Streckensperrungen, Störfallen, Verspätungen, Anschlussverlust und kompletten Zugausfällen im Notfall auf sein Auto zurückgreifen kann. So sieht also die Verkehrswende anno 2023 in der Realität aus.