Nun war lediglich über eine kurze Schlagzeile auf rmv.de zu erfahren, dass diese baustellenbedingte Umleitung eine Dauereinrichtung werden soll. Damit sind Lahnau und Heuchelheim nicht mehr an die zentralen Umsteigepunkte Marktplatz sowie Berliner Platz/Stadttheater angeschlossen. Seit März 1977, zunächst als Linie 21, hat es diese Direktverbindung aus den beiden Gemeinden der nördlichen Lahnseite zum zentralsten Punkt der Universitätsstadt gegeben, nun unerwartet nicht mehr.
Der PRO BAHN Regionalverband Mittelhessen kritisiert in diesem Zusammenhang die schlechte inakzeptable Informationspolitik der Verkehrsgesellschaft Lahn-Dill-Weil (VLDW). Unter den vier Aufgabenträgern im Streckenverlauf der Linie 24 (Stadtwerke Gießen, ZOV-Verkehr, VLDW, Stadt Wetzlar) hat die VLDW seit gut einem Jahr (08.12.2022) die Federführung übernommen. Der Fahrgastverband PRO BAHN fordert, dass über solch deutliche Fahrplanveränderungen sehr zeitnah und unabhängig von Pressemitteilungen, die Mitglieder der Fahrgastbeiräte informiert werden. Am 05.10.2023 fand eine Sitzung des Fahrgastbeirates Lahn-Dill/Wetzlar statt, wenige Tage vorher war eine Sitzung des Fahrgastbeirats Stadt und Landkreis Gießen. Der Mobilitätsbeirat Lahnau tagte Ende September. In der Versammlung in Wetzlar sitzen die VLDW-Vertretungen stets direkt dabei. Zu den aktuellen Änderungen der Linie 24 hat die VLDW jedwede Information vermissen lassen.
Es wäre gut, wenn man insbesondere seitens der ÖPNV-Verantwortlichen im Lahn-Dill-Kreis und in Wetzlar mal etwas weiter über den Tellerrand schaut. Es gibt es transparente und bürgernahe Beispiele aus anderen Bundesländern. Dort werden Fahrplanveränderungen für den Dezember eines Jahres schon im Januar, also elf Monate vorher, in einem Bürgerforum veröffentlicht, diskutiert, ggf. noch mit kleinen Änderungen versehen. Im Lahn-Dill-Kreis wird dies bis wenige Tage vor den Fahrplanwechseln zurückgehalten. Selbst, wenn die Entscheidung, den geänderten Linienweg der Linie 24 über die Gießener Westanlage auch über den Dezember 2023 hinaus beizubehalten, erst deutlich nach dem 05.10.2023 gefallen ist, so wäre es eine gute Übung in Sitte, Anstand und Moral, die Mitglieder der Fahrgastbeiräte schriftlich per Mandatsmitteilung zu informieren. Ebenso hätte es gut angestanden, den lokalen Organisationen der drei Fachverbände für Fahrgäste (Verkehrsclub Deutschland, PBB im Deutschen Bahnkundenverband und Fahrgastverband PRO BAHN) eine Information zukommen zu lassen. Im Stadtgebiet Gießen sind die Haltestellenschilder noch für den alten Linienweg beschriftet. Die Fahrgäste müssen sich somit die nötigen Infos zäh herbeisuchen. Es dürfte Bürgerinnen/Bürger geben, welche an der falschen Haltestelle auf die Linie 24 in Gießen vergeblich auf den Bus gewartet haben, da nicht alle, insbesondere Gelegenheitsfahrgäste, eine Fahrplan-App auf dem Smartphone installiert haben.
PRO BAHN Mittelhessen sieht in dem neuerlichen Fall eine Kontinuität des gesellschaftlich inakzeptablen Handelns der verantwortlichen Personen der VLDW über mehrere Jahre. In Bezug auf die Verkehrswende gibt es seitens der VLDW keine nennenswerten Zielsetzungen, man verharrt in verkehrspolitischen Positionen von vor 30-40 Jahren. Seitens des bürgerschaftlichen Engagements kommt man inzwischen zu dem Fazit: „Sie wollen es nicht, sie können es nicht“. Da bedarf es wohl der Übertragung der Verantwortung in der VLDW an die nächste Generation, an neue Kräfte, welche progressiv, konstruktiv und dialogbereit aufgestellt sind, bevor der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) im Lahn-Dill-Kreis eine wirklich gute Zukunft hat.